Deutsche Druckgraphik des 17. und 18. Jahrhunderts

Deutsche Druckgraphik des 17. und 18. Jahrhunderts

Beschreibung
Werke

Das niederländische 17. Jahrhundert zeichnet sich durch eine Blüte der Kunst aus und wird daher oft als das Goldene Zeitalter angesprochen. Die deutschen Gebiete sahen sich zur selben Zeit überschattet von den kriegerischen Ereignissen, die der 1618 einsetzende Dreissigjährige Krieg mit sich brachte. Der Mangel an Aufträgen von Mäzenen und Kirche veranlasste viele Künstler, sich ausserhalb ihrer Heimat ein günstigeres Umfeld zu suchen. In zeitlich wie geographisch weitgespanntem Umfeld fand das Thema Krieg in der Folge einen künstlerischen Widerhall. Bildfolgen wie die 1633 entstandenen 'Misères de la guerre' von Jacques Callot oder Goyas viel später entstandene 'Desastres della Guerra' geben eine spezifische Sicht auf die Schreckensereignisse und sind heute nicht mehr aus der Geschichte der Druckgraphik wegzudenken. Zu den deutschen Künstlern, die während des Dreissigjährigen Krieges vergleichbare Capricci und Bataillen herausgaben, zählen auch Johann Wilhelm Baur und Hans Ulrich Franck. Der vielgereiste Baur publizierte in Neapel gleichzeitig mit der Entstehung der heute berühmteren Folge von Callot eine Serie von Schlachten verschiedener Nationen. Anders sein Altersgenosse Franck: «der katholischen Religion zugetan», wie es in einem Augsburger Dokument heisst, erwirkte der ursprünglich nicht ortsansässigen Künstler 1638 in dieser Stadt die Erlaubnis zur ungehindertem Ausübung seines Berufes. Als sein Hauptwerk gilt heute eine Folge von 25 Radierungen mit Schilderungen der Kriegsgreuel, entstanden im Wesentlichen in den Jahren 1643 und 1656. Seine Blätter entbehren die höfische Eleganz der Kupferstiche Callots, umso eindringlicher wirken sie auf den Betrachter in ihrer ungestümen und suggestiven Kraft.

Mit dem böhmischen Künstler Wenceslaus Hollar fand sich ein begabter Stecher, der mit seinen topographischen Ansichten die herkömmlichen, flämisch geprägten Bildformeln der Frankfurter Werkstatt Matthäus Merians erneuerte. 1636 folgte auch Hollar der Aufforderung des kunstsinnigen Thomas Howard, Earl of Arundel, ihn nach London zu begleiten. Sein grosses Interesse an der Wiedergabe von naturgeschichtlichen Objekten war vermutlich bereits von Joris Hoefnagel am Prager Hof geweckt worden. Die Sammlung seines Auftraggebers bot ihm in dieser Hinsicht ein breites Betätigungsfeld. Kaum etwas in seinem Werk übertraf an Virtuosität allerdings seine Darstellungen von Pelzmuffs, deren Materialität für Hollar offensichtlich eine künstlerische Herausforderung darstellte.

Ein ganz anderes Gesicht zeigt die druckgraphische Produktion des 18. Jahrhunderts mit ihren zahlreichen Tier- und Landschaftsdarstellungen. Pastorale Themen und Tiere waren auch das Fach von Johann Elias Ridinger. Eine Rarität von seiner Hand gibt Einblick in die Arbeitsweise des Künstlers: Am Beispiel eines eigenhändig mit der Rötelkreide überarbeiteten Probedrucks lässt sich der Anteil der in einer letzten Phase eingearbeiteten Korrekturen an einem Abzug der vollendeten Platte verfolgen.