Rembrandt van Rijn

Rembrandt van Rijn

Beschreibung
Werke

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich das einst gültige Rembrandtbild gründlich verändert. Nicht wenige Gemälde und zahlreiche Zeichnungen wurden Rembrandt abgeschrieben und seiner Werkstatt oder einzelnen Meistern aus seinem Umkreis zugewiesen. Im Fall seiner Radierungen hatte dieser Prozess der Werkbereinigung bereits viel früher eingesetzt. Dabei wurden in jüngster Zeit nur noch selten marginale Korrekturen am Oeuvre vorgenommen. Die grosse Zahl eigenhändiger Radierungen zeigt, wie sehr Rembrandt die Druckgraphik neben Malerei und Zeichnung als originäres künstlerisches Ausdrucksmittel verstand. Wie John Evelyn in seiner Schrift Sculptura von 1662 vorweggenommen hatte, erhielt das Aufspüren seltener Abzüge von Blättern des «unvergleichlichen Rembrandt, dessen Radierungen und Stiche von besonderem Geist» seien, für manchen Sammler erste Priorität. Den Kern des fast vollständigen Bestands von Rembrandts Radierungen in der Graphischen Sammlung der ETH, darunter eine Anzahl äusserst seltener und früher Abzüge, verdankt diese der Schenkung des Privatbankiers Heinrich Schulthess-von Meiss. Nachdem dieser 1894 seine Sammlung der ETH überschrieben hatte, sammelte er zu ihren Gunsten weiter. 1896 gab er die stolze Summe von 5’375 Schweizer Franken aus, um allein die Rarität eines Abzugs der noch unvollendeten Platte der Judenbraut zu erwerben.

Für Probedrucke und Abzüge unvollendeter Platten herrscht bereits seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts eine rege Nachfrage. Kaum ein Künstler pflegte wie Rembrandt seine Platten stets weiterer Überarbeitungen zu unterziehen. Von der Papierwahl abgesehen - Rembrandt benutzte für den Druck neben herkömmlichen Papiersorten sowohl Japanpapier als auch Pergament - erwies er sich in den 1650er Jahren auch motivisch als besonders experimentell. Platten wie diejenige zum Ecce Homo oder zu den Drei Kreuzen erfuhren eine radikale Überarbeitung. Zeigte der vierte Zustand von Ecce Homo unterhalb des bühnenartigen Podestes noch eine in Kaltnadel ausgeführte, zeichnerisch differenzierte Gruppe des bunt gemischten Pöbels, tilgte er diese im achten Zustand zugunsten einer dramatischen Umarbeitung der unteren Bildmitte: Die nur schwer auszumachende Gestalt eines Riesen flankieren dort nun zwei dunkle Bogen, die zu einem Verlies oder Keller führen. Andere Platten, wie jene für den Zeichner und sein Modell, blieben in einem unvollendeten Zustand. Über die Gründe dafür lässt sich spekulieren, immerhin scheint Rembrandt sie als gültige Werke anerkannt und die Anfertigung von Abzügen nicht verhindert zu haben.